Haller Kreisblatt 4. 7. 2018 Artikel:Andreas Großpietsch
Fotos: Andreas Großpietsch, Andrea Emmel
Quelle: Westfalenblatt vom: 13. Dezember 2017 von Johannes Gerhards
Quelle: Westfalenblatt Dez. 2018 von Johannes Gerhards
Quelle: Haller Kreisblatt 21. Nov. 2018 Artikel + Bild Alexander Heim
Auszug aus dem Artikel von Richard Errell in der Zeitung „Südschweiz“ vom 26.Juni 1980 zur Ausstellung „Johannes Schepp“ in der Galerie AAA in Ascona:
„…in seinen Bildern gibt es nichts Statisches, kaum jemals eine Andeutung von Raum, nichts, was die Bewegung seiner Erscheinungen einengen könnte. Alles ist im Fluss, alles ist Entwicklung, nie wird ein Wesen allein und isoliert dargestellt, sondern in seinen Zusammen-hängen und körperlichen oder seelischen Veränderungen. „ Gedanken zur Evolution“ steht auf einer seiner Arbeiten, es könnte auf allen stehen. Das übermächtige Wissen vom Zusammengehören aller mit allem ist, so erscheint es mir,das Grundlebensgefühl dieses Künstlers.
Nicht Wirklichkeit wird in diesem Werk angestrebt, ändern die Wahrheit hinter der Wirklichkeit: „ Das Erkannte,das zu Erkennende, das Unerkannte und das Unerkennbare“. Philosophen nennen es Transzendenz.
Wer so tief sich mit allem Sein verbunden fühlt, ist es auch mit dem eigenen, seinem Herkommen und seinenTraditionen. In dem Wirbel der Erscheinungen tauchen die Gesichter von Albrecht Dürer auf, von Leonardo da Vinci und Salvador Dali. Keine zufällige Auswahl. Was den Künstler gerade mit diesen Dreien verbindet, ist die Beherrschung des Handwerks, die Meisterschaft der Zeichnung die souveräne Führung der Linie .
Das alles wird dargeboten in der Zusammenschau und gegenseitigen
Durchdringung von Vorstellungen die oft überraschend sind, aber immer überzeugend durch die Genauigkeit und Klarheit ihrer Details.
Ein grosses Talent greift nach grossen Stoffen: den letzten Geheimnissen des Seins.
In seiner Selbstdarstellung spricht Johannes Schepp von der „Erschütterung durch innere Erlebnisse“, die ihn dazu brachte, sich von der gegenstandslosen Malerei wieder der Natur zuzuwenden. Was das für Erlebnisse waren wissen wir nicht, es ist auch unsere Sache nicht. Aber, dass ein Künstler von heute von Erschütterung spricht, ist zu einer solchen Seltenheit geworden, dass es einem Bekenntnis gleichkommt. Das Wort ist aus der Mode gekommen.
Wahrscheinlich werden wir zu sehr strapaziert, weil wir von den Anlässen erschüttert sein sollten.“
Ohne Titel
Mischtechnik auf Leinen - auf Papier
Format: 26 x 36 cm
Jahr : 1989
Aus dem Artikel von Felipe Rodriguez-Bolonio in der Zeit- schrift „Meseta" vom 2. 4. 1989:
Im April dieses Jahres (1989) wird in der "Camera toledana" (von Toledo) eine Ausstellung des Werkes eines der europäischen Maler eröffnet, der unter den Künstlern unseres Kontinents ein führendes und hervorragendes Niveau erreichte.
Es handelt sich um den Maler und Bildhauer Johannes Schepp, der dank der Vermittlung des hiesigen Kulturvereines "Alfonso X „El Sabio" (der Weise) eine Auswahl seiner Werke in Toledo ausstellt. Schepp, der in der deutschen Stadt Aachen- Schwesterstadt von Toledo geboren wurde, ist einer der Künstler, die am bestimmtesten und endgültigsten den deutschen Beitrag zur Malerei und Skulptur widerspiegeln, obwohl auch Schepp, wie Eugenio D`Ors von Joan Mirò sagt, seinen eigenen Kosmos hat. Mit großer Vorstellungskraft begabt, kann man leicht in seinem Werk jenen Hang zum Transzendenten wiederfinden, der bestimmend in seine Kunst einfließt.
Er ist überdies ein Künstler, der wie von einer inneren Glut vorangetrieben wird. Seine Anspielungen auf die wilde Natur sind genau genommen eine unver- änderliche Größe in der deutschen Kunst. "Himmel und Wolken sind meine Freunde", sagte einst Novalis. Sowohl in der Malerei als auch in der Bildhauerei legt uns Schepp ein in sich abgeschlossenes, vielschichtiges Werk vor, so als versuche er, das ebenso deutsche Gefühl der Ohnmacht zu entfliehen, sucht er nach der Schönheit, die schließlich als vergänglicher Rest der Unsterblichkeit erscheint. In der Kunst von Schepp erahnen wir - glaube ich - wie dieser Künstler die Versuchung des Abgrundes spürt. Wenn man von dem Denker Heidegger gesagt hat, dass er an die Grenze der Möglichkeiten der Sprache gestoßen sei, könnte man den Satz auf die Kunst Schepps anwendend sagen: "Wenn Kunst Grenzen gesetzt wären, dann würde dieser deutsche Künstler an sie stoßen, der in seinem Werk Flügel ausspannt, die an die Unendlichkeit rühren."
So versucht Schepp, denke ich, im Betrachter ein Gefühl des Erstaunens, der Unruhe, vielleicht auch der Bereitschaft zur Meditation zu wecken. Ich glaube, dass die Kunst von Johannes Schepp sich vollkommen mit dem Gedanken C.G. Jungs deckt, der gesagt hat, daß die Funktion des Künstlers in der Gesellschaft die gleiche sei, die der Traum im Leben eines Menschen habe. Schepp selbst hat gesagt, daß seine Bilder und Skulpturen "keine Symbole sind, die eine andere Welt widerspiegeln, sondern eher dem Schutt und Abraum gleichen, den man aus einem Bergwerk holt, um ein paar Meter in die Tiefe vorzudringen." Das etwa ist möglicherweise die Anstrengung des Menschen, der aus dem Dunkel ins Licht schreitet und die den Dichter Leon Felipe so faszinierte. Eine Ausstellung von einzigartigem Interesse also, in die einzuführen ich am Tage der Eröffnung die Ehre habe.
(Aus dem Spanischen übersetzt)
Ohne Titel
Lack auf Seide
Format: 50 x 70 cm
Jahr: 1990
Aus dem Artikel von Felipe Rodriguez Bolonio in der Zeitung “La Voz del Tajo" am 28. 4. 1989:
Heute versuche ich, die Aussage seines so einmaligen Werkes zu beleuchten, das - vermutlich an- geregt durch die Höhlenmalerei der Altsteinzeit - eine faszinierende und magische Wirkung hervorrufen möchte - was auch vollkommen gelingt. Wenn es feststeht, dass Kunst Einbrechen einer höheren Dimension in unser Leben bedeutet, dann folgt Johannes Schepp dieser Spur. Durch seine Gemälde und Zeichnungen gelangen wir zu der Schlussfolgerung, dass wir zwar die sinnliche, materielle Welt kennen, aber in jener anderen übernatürlichen, metaphysischen Welt verwurzelt sind. Und das ist sehr wichtig an der Botschaft von Schepp, wenn wir bedenken, dass heutzutage die Kunst in der Regel laizistisch ausgerichtet ist und ihren Maßstab aus der “Modernität" nimmt.
Eine Überlegung - die höchst- wahrscheinlich schon Shakespeare getroffen haben mag... Wenn ich von solchen Überlegungen ausgehend mir Schepps Arbeiten betrachte, möchte ich behaupten, daß er ein religiöser Maler ist, der mit diesen Schemen bricht. Mit seinen Arbeiten beweist uns dieser Maler, was Kunst ist - genau gesagt, wie weit sie sich dem göttlichen Werk nähert. Das gelingt ihm in einer Weise, die mich an die Philosophie des Sufismus (einer islamischen Mystikrichtung) erinnert, nach der alles - außer Gott - unbedeutend ist, da die Gescheh- nisse sich einander ablösen und sich ständig verändern. Bei Schepps Werk fällt mir imer wieder seine Besessenheit auf, die Malerei zur Imagination zu steigern. Das geschieht, indem er den Menschen und das vernunftlose Tier als Lebewesen einer geschaffenen Welt sieht, in der alles miteinander verbunden ist.
Johannes Schepp identifiziert sich mit dem Denker Jurgis Badstrusaitis, dem Autor des berühmten Buches " Phantastische Realitäten". So sind seine Bilder und Skizzen von der Suche nach allem geprägt, das unter der Oberfläche verborgen liegt und sich tief im Inneren der Objekte befindet. Es ist die Forschung nach dem Sinn und der Bedeutung der Dinge, die sich unsichtbar hinter den äußeren Erscheinungen verbergen. Und auf diese außergewöhnliche Weise interpretiert er die Entwicklung nicht nur biologisch, sondern vor allem als geistiges Phänomen. Das bezeugt uns Schepp bildlich durch die vollkommene Beherrschung der Maltechnik und die Prägung seiner Bilder sowohl durch entscheidende surrealistische als auch expressionistische Elemente. Dabei ist manchmal eine Ähnlichkeit mit Picasso nicht zu leugnen. Und wenn er den Hintergrund einiger seiner Bilder im Goldton erhellt, geschieht dies in einer Weise, die an gotische Kirchenfenster und Farbgebungen in der flämischen Malerei erinnert. Gold gilt als Verehrung Gottes. Unterschwellig lässt sich in seinen Bildern etwas wie ein leichtes, aber spürbares Zittern erahnen, aber so leise, damit wir die Ergiebigkeit der Stille empfinden können, vielleicht wie jene sehr sanfte Musik, welche- die Sterne am Firmament für den Mönch Bruder Luis de Leòn einst spielten. Da die echte Kunst allgemein und universal ist, trifft auf den Sinn von Johannes Schepps Werk ein Zitat aus der rabbinischen Literatur zu, das aussagt, wie der Mensch mit den Sternen des Himmels und dem Staub der Erde verglichen werden kann. Derartige Überlegungen führen zum besseren Verständnis der Kunst und Botschaft dieses Malers, der wegen seiner Originalität und symbolischen Vielfalt - meiner Ansicht nach - unter den großen Themen der Weltkunst erwähnt werden sollte.
Quelle: La Voz del Tajo